Jürgen Paatz’ Arbeit o.T. (Rundes Tuch) besteht aus einem großformatigen, kreisrunden Bildkörper, der sich auf der Wand ausbreitet, oszillierend zwischen Bild und Objekt, erinnernd an ein konzentriertes Stück Erdoberfläche oder einen meditativen Gegenstand.
Seine Oberfläche zeigt ein changierendes Spiel rötlicher Töne – von warmem, beinahe rostigem Rotbraun bis zu tiefem Schwarzrot –, das sich nicht als glatter Farbverlauf, sondern als atmende, strukturierte Fläche offenbart. Das Tuch wirkt schrundig, fast wie gegerbte Haut oder ein trockenes, ledriges Terrain. Diese haptische Qualität ist wesentlich für Paatz’ künstlerischen Ansatz: Die Schichtung der Farbe, das wiederholte Schleifen, Bürsten, Entfernen und Neuauftragen erzeugt keine narrative Bildfläche, sondern eine taktile, zeichenlose Materialpoesie.
Die Spuren sind keine Abbildungen, sondern Resultate eines Prozesses – Indizien von Zeit, Reibung, Widerstand.
Es ist eine Malerei jenseits des Motivs, die sich ganz auf das Sehen selbst richtet: auf das langsame, kontemplative Ertasten einer Oberfläche, die sich nicht preisgibt, sondern erforscht werden will.
Rundbild, von Jürgen Paatz - 1974
