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Mutter (Hungertuch), von Felix Droese - 1981

Kirche-Pax - Maria_Hungertuch-02

Die Arbeit „Mutter/Hungertuch“ entstand als direkte Reaktion Droeses auf die Verhängung des Kriegsrechts im Zusammenhang mit der Solidarnocz-Bewegung in Polen und wurde vom Künstler kurz nach Fertigstellung im Jahr 1981 nach Krefeld transportiert. Aus schwarzem Stoff - einem armseligen Fetzen - wird eine kniende Gestalt angedeutet, der Kopf nach vorn geneigt, der Mund geöffnet – und doch bleibt die Darstellung fragil. Kleine, nutzlos gewordene Gegenstände sind auf dem Tuch angenäht, wie hinterlassene Opfergaben – ein defektes Schloss, Metallringe ohne Verwendung, eine Steckdose und Kabelreste ohne Kontakt, ein verdorrter Rosenzweig, eine Schere in Kopfhöhe. Ein Bild, das Elend, Mühsal und den Zusammenbruch des Alltags suggeriert, das in seiner Größe von fast vier Metern allerdings zugleich etwas Würdevolles ausstrahlt. Pfarrer Karl-Josef Maßen sah in „Mutter/Hungertuch“ ein Madonnenbild der Gegenwart, eine mater dolorosa, wie sie sich in Vorräumen gotischer Kirchen findet. Auf unvorhergesehene Weise wird so an die Kirchenkunst vergangener Zeit angeknüpft. Das schwarze Tuch ist über die Jahre stark ausgeblichen, zuletzt sprach sich Felix Droese dafür aus, es so zu belassen und seinen Alterungsprozess sichtbar zu machen.

Der Entstehung von „Mutter/ Hungertuch“ ging eine Serie kleiner Aquarelle Droeses mit verwandten Motiven voraus, sechs von ihnen befinden sich im Bestand von Pax Christi.