In Norbert Prangenbergs Arbeit Kreuz (Acryl auf Leinwand), platziert über dem Taufbecken der Kapelle, bilden weiße, wellenförmige Linien auf schwarzem Grund ein griechisches Kreuz – nicht als starre Geometrie, sondern als bewegte, tastende Spur. Die Linien wirken weniger gemalt als in die Fläche eingegraben, was dem Werk eine plastische Qualität verleiht und an Prangenbergs keramische Arbeiten erinnert, in denen das Verhältnis von Oberfläche und Materialität zentral ist.
Die Spannung zwischen der dunklen, strukturierten Bildfläche und der unregelmäßig gesetzten Kreuzform prägt die Komposition. Das Kreuz durchzieht die Leinwand vertikal und horizontal, verzichtet auf Symmetrie und wirkt mehr gerissen als gezogen – eine Spur, die sich einprägt, nicht behauptet.
Prangenberg, der stets das Wechselspiel von Raum, Körper und Oberfläche auslotet, lässt in Kreuz malerische und skulpturale Ansätze ineinandergreifen. Die pastose Textur verleiht dem Werk eine haptische Tiefe; das Kreuz erscheint weniger als festes Symbol denn als Prozess, als Spur eines Eingriffs, eines Weges oder einer Wunde.
Im sakralen Kontext entfaltet sich seine Wirkung durch bildnerische Offenheit. Es ist Ausdruck eines tastenden Zeichens im Raum – vieldeutig und verletzlich.