Barbara Heinisch’ Gemälde Ostern ist das Ergebnis einer Mal-Aktion, bei der sich die Künstlerin in ihrem Malprozess von den Bewegungen einer Person, die sich hinter der Leinwand auf einer Bühne bewegte, leiten ließ. Diese durchschritt am Ende der Aktion die zerschnittene Leinwand.
Als Osterbild deutete Heinisch die Arbeit erst im Nachhinein: Aus den mit körperlicher Direktheit und performativer Energie aufgeladenen Pinselspuren zeichnen sich die Konturen einer Gestalt ab, deren Haltung mit ausgebreiteten Armen an Darstellungen des Gekreuzigten denken lassen. Die Farbpalette – ein leuchtendes, fast spirituell aufgeladenes Kobaltblau, durchzogen von erdigen, fleischlich anmutenden Rottönen – evoziert Passion und Wandlung zugleich. Die vertikale Öffnung im Zentrum des Werks zieht sich wie eine klaffende Wunde durch die Leinwand.
Darüber hinaus erscheint das Bild als Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Malerei und Raum: Der Farbauftrag changiert zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, der Spalt im Bildträger gibt den Blick auf den dahinterliegenden Raum frei: ein Bruch mit der Illusion der Leinwand, der das Werk gleichsam „atmen“ lässt und die Grenzen zwischen Bild und Raum durchlässig macht.
Ostern, von Barbara Heinisch - 1980

Aktion mit dem Sänger Mark Eins - Ankunft in Pax 1988
Tempera auf Nessel 210 x 165 cm
Das Wandbild von Barbara Heinisch ist eines der Festtagsbilder in Pax Christi.
In der Osterzeit tauschen die Kunstwerke "Ostern" und "Sumerische Gesetzestafel" ihren Platz.
"Ostern" ist in einer Performance entstanden, bei der eine Person hinter der Leinwand agiert hat. Barbara Heinisch hat dem Malprozess freien Lauf gelassen. So entstanden Pinselstriche, die an einen gekreuzigten Körper erinnern.
Der Schaffensprozess endete mit einem Schnitt in die Leinwand, ähnlich einer Wunde, durch die die Person hinter der Leinwand nach vorne trat.
Wie vom Jenseits ins Diesseits,
vom Tod zum Leben.
Barbara Heinisch gab dem Bild den Titel "Ostern" und deutet es eng an das christliche Heilsgeschehen.
Anne Hermanns-Dentges